Meine Geschichte – Wie alles begann | Teil 14
Das Boot, auf dem ich fuhr, verließ das Ufer in Richtung des Mekong. Unser weiblicher Captain erklärte uns, in einem sehr gewöhnungsbedürftig in Englisch, dass wir uns zurzeit noch auf einem Seitenarm des Mekong befinden. Der Fluss auf dem wir uns befanden war der Tonle Sap River. Dieser Fluss weist eine Besonderheit auf. Die Fließrichtung des Flusses ändert sich im Laufe des Jahres. Dies hängt damit zusammen, dass während der Regenzeit der Mekong viel Wasser mit sich führt. Dieser speist den Tonle Sap See, und fließt dann vom Mekong River in Richtung Tonle Sap See. In der Trockenzeit führt der Mekong wenig Wasser mit sich. Das angesammelte Wasser des Sees fließt dann wieder zurück in Richtung Mekong.
Zu dem Zeitpunkt der Fließrichtungsänderung findet in Phnom Penh das Wasserfestival statt. Ähnliche Phänomene treten in allen Teilen der Welt auf wie zum Beispiel an den Zuflüssen des Amazonas oder den chinesischen Qiantang-Fluss. Sogar in England, genauer in Severn lässt sich das Phänomen 250-mal im Jahr beobachten. Zu allen Jahreszeiten ist der Tonle Sap Fluss, wie auch der Tonle Sap See der Hauptverkehrsweg in dieser Gegend. Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Mekong River. Wir fuhren den Mekong an der zur Stadt zugewandten Seite, hinunter in Richtung Süden. Vorbei am Nationalmuseum, dem Königspalast mit seinem Park und der silbernen Pagode. Nach kurzer Zeit verließen wir die Stadt und die Umgebung wurde sehr schnell ländlich. Zu sehen waren viele kleine Fischerboote, ärmliche Hütten und spielende Kinder.
Nach einer knappen dreiviertel Stunde fragte mich unser Captain ob ich nicht noch etwas länger mit ihr fahren wollte, da wir dann bei der Rückkehr nach Phnom Penh, den Sonnenuntergang vom Wasser aus mitverfolgen können. Sehr geschäftstüchtig dachte ich mir, nahm das Angebot aber dankend an. Nach kurzem Hin und her einigten wir uns auf acht Dollar zusätzlich zum bereits bezahlten Fahrpreis. Sie drehte das Boot und wir fuhren wieder zurück den Strom hinauf. Als wir wieder auf Höhe der Einmündung des Tonle Sap Flusses ankamen, fuhr sie jedoch, entgegen meiner Vermutung, weiter den Mekong hinauf. Bis zu einer Gabelung. Dort umfuhren wir eine große Insel die vom Mekong River umschlossen war und schipperten auf der anderen Seite der Insel wieder zurück in Richtung Tonle Sap Fluss. Die Sonne begann bereits langsam unterzugehen. Ich erkannte gleich den Park des Königspalastes. Die vielen dort wehenden Flaggen am Flussufer machten diesen Orientierungspunkt unverwechselbar. Das Farbenspiel der untergehenden Sonne erzeugte eine malerische Stimmung.
Ich war wirklich froh darüber, die paar Dollar extra bezahlt zu haben, um meine Fahrt über den Mekong zu verlängern. Der Anblick des Flusses und im Hintergrund die Skyline der Stadt, mit der untergehenden Sonne, war ein überwältigender Anblick. Nachdem wir wieder unseren Ausgangspunkt erreicht hatten, bedanke ich mich nochmals bei unserem weiblichen Captain, und gab ihr nochmals ein für kambodschanische Verhältnisse großzügiges Trinkgeld. Sie bedankte sich vielmals als ich das Boot verließ und ich ging wieder den kleinen Deich hinauf, in Richtung Straße, wo mein Fahrer bereits auf mich wartete.
https://maps.google.com.my/maps/ms?msa=0&msid=213525660467652837683.0004e24e156af76b727d2&dg=feature (Riverside Bistro).
Es ist schön jemanden zu haben, der sich in der Gegend auskennt. Ich hatte nicht nur einen TukTuk Fahrer angeheuert, sondern einen Guide, der sich in Phnom Penh auskannte wie in seiner Westentasche. Wenn man sich vor Augen führt, dass mein TukTuk Fahrer, für jeden Tag den er mich durch Phnom Penh fährt, lediglich zehn US-Dollar haben möchte, so bekommt man schon ein schlechtes Gewissen! Allerdings hatte ich für mich bereits entschieden, dass sich am Ende meines Aufenthaltes in Phnom Penh dem Tuk Tuk Fahrer ein fürstliches Trinkgeld geben werde. Immerhin war es nicht nur mein Tuk Tuk Fahrer, sondern gleichzeitig mein Guide, mein Bodyguard, mein Alleinunterhalter und Ansprechpartner für alles was mir auf dem Herzen lag. Das Riverside Bistro lag nur ca. 150 m von meiner Anlegestelle entfernt. So beschloss ich dort erneut zu Abend zu essen. Im gemächlichen Tempo schlenderte ich den Mekong entlang Richtung Bistro. Ich fragte mein TukTuk Fahrer ob er mit Essen wolle, doch er verneinte. Er isst später zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern zu Hause. Das ältere Ehepaar vom letzten Mal, hatte sich für heute Abend wohl ein anderes Restaurant ausgesucht. Wahrscheinlich haben Sie diesmal darauf geachtet, dass keine bettelnden Kinder in der Nähe sind. Auch hierfür habe ich vollstes Verständnis. Hier „One Dollar“ und da „One Dollar“ macht am Ende des Tages auch eine leere Reisekasse. Die Bedienung empfahl mir heute Schweinshaxe mit Sauerkraut und Knödel! Also ein rein kambodschanisches Gericht. Und Schwubs, ist man wieder in Deutschland. Bin ich ja auch selbst schuld, warum zieht es mich auch wieder in ein deutsches Restaurant? Ich bestellte mir nur ein Bier, trank es aus und lief zurück zu meinem TukTuk Fahrer. Beim TukTuk angekommen fragte ich den Fahrer wo ich normales kambodschanisches Essen bekommen kann. Am liebsten da wo die Einheimischen auch essen gehen.

Visitenkarte Oben: Die Karte bei meinem ersten Besuch in Phnom Penh.
Karte Unten: Der gleiche TukTuk Fahrer ein Jahr später. Hier hat eine deutliche Entwicklung stattgefunden.
Wir stiegen beide TukTuk ein und fuhren ca. 10 Minuten durch Phnom Penh. Er hielt in einer Straße, in der sich lauter Garküchen befanden. Es roch nach exotischen Gewürzen, Kräutern, gebratenem und gekochtem. Nach Suppe, nach Fisch, nach Hähnchen, es roch süßlich, es roch säuerlich, teilweise auch befremdlich, aber es roch authentisch! Ich holte mir von jedem etwas. Zumindest kommt es mir zurückblicken zur vor. Mein Fahrer empfohlen mir mich etwas zurückzuhalten, da er glaubte das viele Touristen Probleme mit dem Magen bekommen, wenn sie dieses ursprüngliche und über alle Maßen authentische Essen der Garküchen zu sich nehmen. Aus meiner Erfahrung heraus, kann ich heute nur sagen, dass ich solange ich in Kambodscha war, täglich an den Garküchen gegessen habe. Es kann sein das sich vielleicht Glück gehabt habe, aber in der gesamten Zeit war mir weder übel, noch war mir schlecht und Monte Zumas Rache hat mich auch nicht heimgesucht. Wenn man mit gesundem Menschenverstand, mit guter Nase und offenen Augen sein Essen an den Garküchen auswählt, so denke ich, kann man getrost auch an den Garküchen sein Essen kaufen. Über die Preise an den Garküchen brauchen wir gar nicht erst zu reden. Das Essen dort kostet fast nichts, ist wahnsinnig lecker und authentisch. Darum war ich ja hier. Authentizität. Abenteuer. Und das bekomme ich sicherlich nicht in einem deutschen Restaurant am Mekong, sondern hier bei den einheimischen, an den Garküchen. Wenn ich mal Verständigungsschwierigkeiten mit einem Garküchenbetreiber hatte, so hatte ich ja das Glück einen TukTuk Fahrer zu haben der mir wirklich in allen Lebenslagen zur Seite stand. So fing ich an das ursprüngliche Kambodscha zu entdecken. Weg von den Touristenmeilen, nahe dran an den Einheimischen. Und ging es mal mit Englisch oder Französisch nicht weiter so halfen doch immer noch die Hände und die Füße. Nonverbale Kommunikation ist auch hier möglich und häufig sogar sehr lustig. Die Kambodschaner waren sehr offen und aufgeschlossen. Wahrscheinlich gerade darum, da ich meist der einzige Ausländer an den Garküchen war. Wenn es jemanden einmal nach Kambodscha verschlagen sollte, so kann ich nur empfehlen dies auch einmal zu versuchen. Einfach einmal loslassen, unsere westliche Mentalität abstreifen und sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Auch wenn man am Anfang vielleicht etwas unsicher ist, so habe ich es nicht bereut. Nachdem ich an diesem Abend viele verschiedene kambodschanische Köstlichkeiten probieren durfte fuhr mein Fahrer mich zurück ins Hotel. Da ich am nächsten Tag Phnom Penh in der Frühe mit dem Bus verlassen werde, Richtung Seam Reap, wollte ich heute Abend nicht so spät schlafen gehen. Das Busticket hatte mir mein Fahrer heute bereits besorgt.
Ich setzte mich noch an den Tresen und bestellte mir ein Ginger-Ale. Der Kambodschaner hinter der Bar fragte mich ob ich auch Lose kaufen möchte für das heute stattfindende Joker Draw Tournament. Er schaute mich an und sah in meinen Augen hinter meinen Brillengläsern mit Sicherheit nur Fragezeichen. Das musste so sein, da er mir, ohne dass ich ihn vorher gefragt habe, anfing dass Joker Draw Tournament zu erklären. Im Grunde ganz einfach. Man nimmt ein Kartenspiel mit 53 Karten. Also 52 Karten plus Joker. Alle Karten werden mit dem Deckblatt nach oben, in einen Glaskasten der an der Wand hängt, mit Reißzwecken befestigt. Dann werden Lose verkauft, pro Los ein US-Dollar. Die Lose werden verkauft bis 22:30 Uhr.
Auf jedem Los befindet sich eine Nummer. Nach 22:30 Uhr wird eine Nummer gezogen. Wenn derjenige dem die Nummer gehört nicht anwesend ist wird so lange weitergezogen bis einer der Anwesenden die richtige Nummer auf seinem Los hat. Der glückliche darf dann an den Glaskasten gehen und eine Karte umdrehen. Dreht er dabei eine Dame oder einen Bauern um bekommt er einen Verzehrgutschein in Höhe von 50 $. Dieser ist jedoch nur gültig bis 2:00 Uhr nachts. Wird ein König umgedreht werden 250 $ in bar ausgezahlt. Dreht man ein Ass um gibt es 1000 $ in bar. Dreht man jedoch den Joker um gibt es den gesamten Jackpot ausbezahlt. 2010 war der Jackpot in der letzten 53. Karte. Der Jackpot war damals fast 25.000 $ in bar! Die ein Dollar Investition hat sich für den Gewinner mit Sicherheit gelohnt! Sollte der Joker gezogen werden dann startet gleichzeitig eine „Joker Party“. Das heißt das jeder der ein Los gekauft hat solange Freibier hat bis an dem Abend 500 Dollar verzehrt wurden. Wer sich für die Original Spielregeln interessiert bitte auf das Bild neben diesem Text klicken.
By the way… Das Walkabout wurde 2012 zur “Cambodia’s sleaziest bar” gewählt! Also, zur verkommensten Bar in Kambodscha. Klasse!
Seit dem 21.April 2016 hat das Walkabout Hotel geschlossen. Zum ersten Mal nach der Eröffnung 1998. Denn das Walkabout hatte 24 Stunden am Tag geöffnet. Der Mietvertrag lief aus und der Besitzer wollte bei einer Verlängerung die Pacht verdoppeln. Das Ende vom Lied ist, dass das Hotel nun seit einem Jahr geschlossen ist. Der ehemalige Pächter hat eine neue Bar ganz in der Nähe geöffnet. Jedoch konnte er an den Erfolg des Walkabout nicht mehr anknüpfen. Trotzdem, ich werde dieses schmutzige, heruntergekommene und verruchte Hotel vermissen! Hier ein Artikel zu diesem Thema aus der PhnomPenhPost in englischer Sprache: http://www.phnompenhpost.com/post-weekend/goodbye-phnom-penhs-sleaziest-bar
Nach diesen Hintergrundinformationen jetzt zurück zu meiner Geschichte.

Meine Lose von damals für das Joker Draw. Durchgestrichen bedeutet, dass ich das Freibier bereits erhalten habe.
Ich kaufte 3 Lose und habe natürlich nicht gewonnen. Aber jeder, der 3 Lose kauft, bekommt ein Freibier. Ist doch auch schon etwas Wert. Dabei sein ist alles. Leider wurde aus meinem guten Vorsatz nichts, um früh ins Bett zu gehen. Oder wenn ich es richtig bedenke, es war früh. An der Bar noch mit vielen Gästen geredet und Poolbillard gespielt. War dann irgendwann nach eins im Bett. Um 7 Uhr ging der Wecker. Schnell geduscht und Rucksack gepackt. An der Bar gefrühstückt und um 8:30 Uhr ausgecheckt. Mein Fahrer erwartete mich bereits und los ging es mit dem Tuk Tuk zum Bus. Natürlich verspätete sich der Bus um fast eine Stunde. Aber in Kambodscha braucht man glücklicherweise an der Haltestelle nicht zu frieren.
Während ich auf den Bus wartete kaufte ich mir einen gekühlten Tee und setzte mich auf einen Stein. Zumindest dachte ich das es sich hierbei nur um einen Stein handelte. Ich saß nämlich keine 20 Sekunden, da wurde ich von einer Kambodschanerin angesprochen. Nur….. ich verstand sie nicht. Die Frau deutete auf den Stein auf den ich saß und deutete mir mit den Händen aufzustehen. Dem kam ich nach und die gute Frau zeigte mir die andere Seite des vermeintlichen Steins. Es war eine Buddha Statue. Das ist ungefähr so als habe ich mich gerade persönlich auf den Kopf von Jesus gesetzt. Wahrscheinlich noch schlimmer. Man konnte dies von der Seite von der ich kam wirklich nicht erkennen. Echt nicht. Wirklich nicht! Natürlich entschuldigte ich mich tausendmal. Das Ergebnis war, ich saß im Bus alleine. Keine hat sich neben mich gesetzt. Ich war jetzt bestimmt für alle die das mitbekommen hatte ein Aussätziger. Dagegen war Pest und Cholera sicherlich nur ein Schnupfen. Nachdem ich mehrfach versucht habe ein Gespräch anzufangen, gab ich es dann irgendwann auf. Dann eben ca.5 Stunden nicht reden. Auf halber Strecke sollte es aber eine Pause geben, bei der man sich auch verpflegen kann. War ich froh das ich mir vor dem Antritt meines Abenteuers noch einen MP3 Spieler zugelegt hatte. Ich hatte mir Dieter Bohlens Buch als Hörbuch auf meinen MP3 Spieler geladen und jede Menge Musik. Batterien hatte ich auch genug dabei. Ich werde die Zeit schon tot kriegen dachte ich mir. Also auf nach Seam Reap, die historische Stadt von Angkor Wat!
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